Donnerstag, 9. Mai 2013

Urlaub Tag 7 - "Motorradtouren verursachen Zeitgefühlverluste"

Zumindest ging es mir so. Dass gestern der 08.Mai war habe ich erst beim Durchblättern der Zeitung bemerkt, beim Anblick der vielen Berichte über die Feierlichkeiten in Frankreich.

08.Mai 1945. Kriegsende.
In Frankreich ein Tag zum Feiern.
In vielen anderen Ländern ebenfalls.

Nur in Deutschland nicht.
Statt sich (mit allen anderen Nationen) zu freuen, dass man überlebt hat, sich zu freuen, dass man die Gräuel hinter sich lassen konnte - noch heute Scham und Schweigen. Leider. Aber das ist eben unser Land. Hier geht man anders damit um. Anders, nicht besser.

Genug abgeschweift.

Heute war der Rückreisetag 1. Von Saint-Jean-du-Gard ging es über Alès und Privas gen Norden nach Saillans. Dort verspürte der Mann an meiner Seite ein Rühren, dass der gemeine Pöbel als Hunger betitulieren würde. Somit waren wir „gezwungen“ eine Mittagspause zu machen.

Da dieser Mann sehr magengesteuert ist, kann ich mich blind darauf verlassen, dass er garantiert ein Restaurant mit guten Essen findet. So auch dieses Mal. Das kleine Terassenrestaurant war wirklich gut. Was weniger gut war, war die dunkle Wolke, die in unserer geplanten Fahrtrichtung immer größer wurde.

Und so musste leider die geplante „Klein-Klein“ Strecke ausfallen zugunsten einer vermutlich trockeneren Strecke. Was sich dann auch bewahrheitete. Wir blieben trocken. Geplant wäre gewesen, von Saillans über Die nach Pont-en-Royans zu fahren, aber so wie das aussah?! Keine gute Idee.

Mich hatte eh den ganzen Tag schon etwas irritiert, ich wusste nur nicht was. Erst auf Höhe von Vinay kamen der erwiesenermaßen beste man nun dich darauf, wo das Problem lag. Es war Christi Himmelfahrt. Alle Geschäfte hatten geschlossen. Was uns mit einiger Verspätung dann auch noch zu der Erkenntnis brachte, das wir uns dringend um ein Hotel für die Nacht bemühen müssten.

Und so griff dann der Gute zum Telefon und fing an die Liste abzutelefonieren, der Hotels, die auf unserem geplanten Weg lagen. Dauerte dann doch eine ganze Weile. Entweder hatten sie zu oder waren voll. Aber schlussendlich fand sich noch ein Logis de France in Hières-sur-Amby.

Wo auch immer das lag.
Wir hatten immerhin ein Bett für die Nacht.

Und bis kurz vor dem Ziel blieb uns Petrus gewogen. Wir konnten zwar die dicken, dunklen Regenwolken sehen. Aber bis etwa 10 Minuten vor dem Ziel blieben wir verschont. Wobei es eher ein Nieselregen war.

Am Hotel angekommen wurden wir von einem jungen Mann empfangen, der uns half die Kuh in die Garage zu schieben. Die Franzosen sind irgendwie leicht paranoid, was Motorräder betrifft. Die Diebstahlsrate ist sehr hoch und die Zerstörungen an Motorrädern leider auch. Und so durften wir die Kuh in der Familiengarage parken, damit nichts passieren konnte über Nacht.

Das Zimmer lag, wie nicht anders zu erwarten, im zweiten Stock. Also auch heute musste das Geraffel wieder die Treppen raufgeschleppt werden. Aber das Zimmer war schön groß und sogar recht gemütlich. Und vor allem - endlich mal eine richtig gute Matratze.

Beim Ankommerbier stellte sich dann heraus, dass der hilfsbereite Mann der Inhaber und Koch war. Seine Frau kümmert sich um Hotel, Frühstück und Bar. Die beiden hatten sogar eine Katze. Sehr verschmust und zutraulich. Womit der Mann an meiner Seite somit auch zufrieden war - das Pelztier ließ sich von ihm auf den Arm nehmen und ausgiebigst kraulen.

Trotz Katze gab es auch heute wieder einen kleiner Spaziergang durch das Dörfchen. Irreal war es aber schon irgendwie, dass das Dorf grade einmal 500m Luftlinie von einem der vielen Atomkraftwerke Frankreichs entfernt liegt.



Dafür gab es am heutigen Abend das größte Gelage im Urlaub. Statt des üblichen 3-Gänge Menüs gab es dieses Mal 5 Gänge. Und das für „nur“ 39 Euro. Der Wahnsinn. Nur das wir heute zum ersten Mal mittags gegessen hatten, erwies sich das Ganze als eine Herausforderung.

Schlussendlich lag ich nach dem Essen auf dem Bett. Mehr oder weniger im Freßkoma. Der Mann an meiner Seite wollte eigentlich noch spazieren gehen, aber schon der Gedanke daran mich bewegen zu müssen verursachte leichte Übelkeit. Aber auch er war schon nach 10 min wieder zurück.

Ironischerweise waren wir zum ersten Mal im Urlaub früh im Bett. Freßkoma sei Dank.

Kilometerstand: 154.965



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